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sw. Im Bildarchiv der ETH Zürich finden sich drei Fotoalben von Arthur Ruh aus Schaffhausen, die seine Jahre auf den Philippinen zwischen 1922 und 1926 dokumentieren. Über Ruh ist wenig bekannt, ausser dass er während dieser Zeit als Kaufmann für die Handelsfirma Küenzle & Streiff arbeitete.
Im August 1922 reiste er von Marseille über den Suezkanal, Ceylon und Singapur, und erreichte am 13. September Manila. Dort wohnte er zwischenzeitlich im YMCA-Gebäude.

Seine Fotografien zeigen Spaziergänge durch Manila und Ausflüge zu Regenwäldern, Vulkanen und Stränden auf der Insel Luzon, immer in Begleitung eines lokalen Führers, den er – zeittypisch und herabsetzend – als “Boy” bezeichnete.

Ruh bewegte sich fast ausschliesslich innerhalb der weissen Schweizer Kolonie und pflegte kaum Kontakte zur lokalen Bevölkerung. Angela Sanders beschreibt solche Gemeinschaften als Teil einer transnational verankerten Ordnung sozialer Ungleichheit, die auf rassifizierten Kategorien beruhte; “Swissness” wurde mit Weiss- und Westlichsein verknüpft. Neben Schweizern verkehrte Ruh auch mit Spaniern und US-Amerikanern, etwa im YMCA-Gebäude oder beim Golf in Intramuros

Exklusive Clubs wie der Schweizerklub dienten der weissen Elite zur sozialen Abgrenzung. Die philippinische Bevölkerung hielt Ruh dagegen oft in ethnografisch anmutenden Bildern fest, geprägt von zeitgenössischen Vorurteilen, besonders erkennbar in den Aufnahmen von den indigenen Ifugao und Igorot und deren Bilduntertiteln.

Am 1. Februar 1927 verliess er Manila in Richtung China – und hinterliess eine fotografische Chronik seiner Jahre in den Philippinen.
Die Alben bieten einen seltenen Einblick in das Leben der Schweizer Kolonie auf den Philippinen in den 1920er-Jahren. Sie machen deutlich, wie eng die Welt schon damals miteinander verflochten war – und dass auch Schweizer:innen aktiv an diesen globalen und kolonialen Netzwerken teilhatten. Die Philippinen standen zu jener Zeit unter US-amerikanischer Kolonialherrschaft, von der auch die Schweiz bzw. Schweizer:innen wirtschaftlich profitierten. Diese Rahmenbedingungen ermöglichten den Aufbau von Handelskontakten, die bis heute Spuren hinterlassen haben.
Lest meinen ausführlichen Beitrag zu den Alben auf ETHeritage.
Literatur:
Sanders, Angela: “Swissness Abroad”: Whiteness and the Boundries of Belonging, in: Lüthi, Barbara/Skenderovic, Damir (Hg.): Switzerland and Migration. Historical and Current Perspectives on a Changing Landscape, Cham 2019, S. 293-314.
Zangger, Andreas: Koloniale Schweiz. Ein Stück Globalgeschichte zwischen Europa und Südostasien (1860-1930), Bielefeld 2011.