Leserbrief an die NZZ

Leserbrief an Sina Niemeyer, Dario Veréb und die NZZ-Redaktion

Danke für Ihr Interesse an unserem Leserbrief an die NZZ. Die Künstlerin hat sich seither bei studiyo filipino gemeldet; wir warten aber nach wie vor ein öffentliches Statement von ihr und der NZZ ab. Zwischenzeitlich hat auch Die Wochenzeitung (WOZ) über das Problem und dessen Bedeutung für die Schweizer Medienlandschaft berichtet. Eine Chronologie unserer Reaktion auf den problematischen Artikel der NZZ finden Sie hier:

Am 09.06.2023, dem Tag vor den diesjährigen Festlichkeiten zum philippinischen Unabhängigkeitstag, erschien in der Neuen Zürcher Zeitung NZZ ein Artikel mit der Schlagzeile: ««Ich will ein Date zum Frühstück, Mittag- und Abendessen»: Einsame Männer reisen für eine Singles-Tour in die Philippinen. Eine Fotografin hat sie begleitet». Kurz darauf erhielt studiyo filipino eine Nachricht auf insta von der Künstlerin und Fotografin Sina Niemeyer selbst. Sie wollte, dass wir ihr helfen, ihre Ausstellung in die Schweiz zu bringen. Wieso dies nicht einfach so geht und weshalb wir uns gegen diese Art von Journalismus wehren, haben wir mit einem breiten Bündnis von Mitunterzeichnenden in einem Leserbrief formuliert.

Leider zeigt sich mit diesem Artikel, wie alte koloniale Muster bis heute reproduziert werden. Die Sicht von People of Color und Menschen mit kulturellem Bezug zu den Philippinen wird dabei völlig übergangen. Unsere Gesichter dienen in den Medien offenbar nur dazu, Fantasien und bestehende Vorurteile zu nähren, statt diese aufzulösen. Unsere Bedürfnisse und Erfahrungen spielen dabei keine Rolle, unsere Würde schon gar nicht. 

Samahang Pilipina – Philippinischer Frauenverein (CH)
Noi-P.ch – Network of Integrated Pin@ys (CH)
Halo-halo.de (D-A-CH)
philippinenbüro e.V. im Asienhaus, Köln (D)
Gabriela Germany – Progressive women’s movement (D)

Einzelpersonen:
Jasmin Asis – Mitglied bei Halo-halo.de (D)
Annemarie Bernhardt – Öffentlichkeitsarbeit & Community Building (D)
Anna Dangel – Journalistin Hessischer Rundfunk (D)
Dr. Vigile Marie Fabella – Mitglied bei Halo-halo.de (D)
Analie Gepulani Neiteler – Community Organizer und Journalistin (D)
Christine-Joahn Meier – Systemische Beraterin und Mitglied bei Halo-halo.de (D)
Jennifer Merx – Jurastudentin und Mitglied bei Halo-halo.de (D)
Mirjam Overhoff – Geschäftsführung philippinenbüro (D)
Lisa Ante Pangan – Künstlerin Diaspora Art und Mitglied bei Halo-halo.de (A)
Andreas Schmitz – Mitglied bei Halo-halo.de (D)
Emma Weber – Mitglied bei Halo-halo.de (D)
Marina Wetzlmaier – Journalistin Print/Radio und Mitglied bei Halo-halo.de (A)
Stephanie Willi – Mitglied bei ZH Kolonial und studiyo filipino (CH)
Hannah Wolf – Bildungsreferentin und stv. Geschäftsführung philippinenbüro (D)

Wir danken unseren Freund:innen im ganzen D-A-CH-Raum für den tollen emotionalen Zusammenhalt! Dank des kokreativen Prozesses, der diesen Brief hervorgebracht hat, haben wir es geschafft, unser Unbehagen zu würdigen und das zu benennen, was uns bei dieser Art der Berichterstattung irritiert und verletzt. In der Gemeinschaft haben wir die Kraft gefunden, um uns trotz dieses vermeintlichen Rückschlags dennoch empowert zu fühlen.

Unser Dank geht auch an Die Wochenzeitung (WOZ), die unserem Anliegen Gehör geschenkt hat, sowie an das Küstler*innen-Kolletkiv Mai Ling, das sich zudem auch zur Ausstelung selbst geäussert hat. Ihre Kritik ist ebenfalls öffentlich zugänglich.

Foto von A. Hug am Frauenstreik in Zürich, 14.06.2023